In einem hervorragend organisierten "Bienenstaat" hat jeder seine Rolle und alles seinen Platz. Das ist seit langem bekannt. Dass dies aber nicht nur für die aktive Lebens-Phase der Bienen, sondern auch für ihren Schlaf gilt, haben Würzburger Bienenforscher bewiesen.
Zwar ist die Honigbiene das am besten erforschte Insekt überhaupt, dennoch gibt es über sie immer wieder erstaunliche Neuigkeiten zu berichten.
So haben jetzt Bienenforscher um den Würzburger Professor Jürgen Tautz ein Verfahren entwickelt, mit dem sie einzelne markierte Bienen bei Tag und Nacht verfolgen können. So konnten sie mit der Wärmebildkamera und unterschiedlichen Sensoren das Leben und Schlafen in den Würzburger Bienenstöcken rund um die Uhr auch bei völliger Finsternis im Stock beobachten.
Die Forscher fanden heraus, dass jede Funktionsgruppe im Arbeiterstaat der fleißigen Bienen einen ganz bestimmten Schlafplatz mit einem eigenen Schlafmuster hat. Da eine Biene im Laufe ihres Lebens mehrfach ihren Tätigkeitsbereich wechselt, muss sie auch mehrmals das Schlafverhalten ändern.
In den ersten Tagen verrichten die jungen Bienen in Dauerbeschäftigung ausschließlich Arbeiten im Innendienst und kümmern sich hauptsächlich um die Brut. In dieser Zeit ziehen sich diese jungen Brutpflegerinnen und Wabenreinigerinnen sowohl bei Tag und als auch in der Nacht jeweils nur für kurze Schlafphasen in leere Wabenzellen direkt neben der Brut zurück, weil die etwas kühler sind als die aufgeheizten Brutwaben. Doch haben sie dann einen unruhigen Schlaf mit kurzem Schlafrythmus, so dass sie kaum zur inneren Ruhe kommen können.
Wirklich behaglich wird der Schlaf für sie erst, wenn sie älter werden, in der Kastenfolge aufsteigen und vom Innendienst in den Außendienst wechseln.
Dann schlafen sie vor allem in der Nacht, und zwar nicht mehr im Zentrum des Stocks oder in leeren Zellen, sondern am Rand der Waben, wo sie ungestörter sind. Ihr Schlaf ist dann tiefer und länger, und ihre Leiber kühlen sich während des Tiefschlafes auch deutlich stärker ab.
Mit der Wärmebildkamera konnten die Würzburger Forscher auch eine besondere Schlafposition aufnehmen, in der sich die Tiere mit Kopf und Hinterleib zwischen zwei Waben klemmten und die Füße ebenso wie die Antennen entspannt baumeln ließen. Bienen können also Phasen mit leichtem Schlaf und auch Tiefschlafzeiten haben, ganz ähnlich wie die Menschen.
Noch etwas anderes haben Biene und Mensch gemeinsam. Ihre Fähigkeit zu lernen und zu kommunizieren ist stark eingeschränkt, wenn sie einem Schlafentzug ausgesetzt werden.
Diese Erkenntnis hätte meinem Großvater gut gefallen.
Der pflegte, wenn er mich als Kind nachts beim Lesen erwischte, in plattem Frankfurter Dialekt zu sagen: "Bub, geh ins Bett, Schlaaf iss aach e Supp!"
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