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Katervermächtnis

Gleich zu Beginn des neuen Jahres mußten wir unser geliebtes Katerchen begraben. Gerade zehn Jahre alt ist unser "Tiger" geworden.

Nicht viel, wenn man hört, wie lange Katzen leben können. Aber ein schönes Leben, wenn wir daran zurückdenken, wie er zu uns gekommen war.

Was für ein lieber Charakter

Seine halbwild lebende Mutter hatte ihn bald nach seiner Geburt krank in unserem Garten zurückgelassen. Vereinsamt mit Grashalm spielend fanden wir ihn. Was für ein lieber Charakter! Wir haben ihn mit dem Fläschchen aufgezogen und gesundgepflegt. Menschenglück! Doch auch später, als er schon ein stolzer Kater war, mußten wir manchesmal wieder um sein Leben kämpfen. Katerstolz und Katerkampf!

Zum Schluß wollte sein kleines Herz nicht mehr, trotz aller Pflege. In seinen letzten beiden Tagen kamen alle, die ihn liebten, um ihn "loszulassen". Auch er nahm Abschied für immer: ein leises Schnurren und ein zärtlicher Katzenkuss für jeden. Das sanfte Anstoßen mit dem Köpfchen sollte uns sagen: "Ich mag euch!".

Und trotz aller Schmerzen wollte er noch wenige Minuten vor dem Tod einen Rundgang durch "seinen" Garten machen. Selbst von dem Pappkarton unter dem Weihnachtsbaum, der jedes Jahr sein Spielhäuschen gewesen war, wollte er sich verabschieden.

Hätten wir noch ein Foto machen sollen?

Zu spät, jetzt müssen wir uns mit unserer Erinnerung begnügen. Wir denken daran, wie er beim Tierarzt noch kurz vor der erlösenden Spritze vertrauensvoll ein Auge zupetzte.

Könnte das leise Schnurren nicht vielleicht sein Vermächtnis gewesen sein: Bewahre Dir das Bild von glücklichen Tagen!

Dieter Natus

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