Till Eulenspiegel ist der bekannteste Narr. Er wurde zum Sinnbild der Schadenfreude und des Spottes. Doch damit ist seine Rolle nicht hinreichend gekennzeichnet. In
Wahrheit war er seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz weit überlegen. Kann er ein Vorbild für uns sein in heutiger Zeit?
Ein Name wie ein Programm
Angeblich lebte Till Eulenspiegel im 14.Jahrhundert als umherstreifender Schalk. Und sein Name kennzeichnet sein Treiben. Im Plattdeutschen bedeutet "ulen" so viel wie fegen oder reinigen, und als "spiegel" wird in der Jägersprache das Hinterteil beim Wild bezeichnet. "Ul'n spegel" heißt also nichts anderes wie "Wisch' mir den Hintern", zeitgemäßer gesagt "Leck mich am Arsch!".
Mehr als nur Klamauk
In seinen Schelmenstreichen stellte sich Till Eulenspiegel mit Schläue dumm und nahm stets jedes Wort seiner Mitmenschen wörtlich. Damit hielt er ihnen den Spiegel vor und zeigte ihre Schwächen und Verfehlungen auf. Und indem er öffentliches Gelächter und Schadenfreude provozierte, übte er eine scharfe, aber nicht ausgesprochenen Kritik aus. So deckte er die Missstände seiner Zeit auf.
Eine weise Eulenspiegelei
"Eines Tages wurden immer mehr Menschen im Dorf krank. Till Eulenspiegel sagte, um alle zu heilen, müsse er herausbekommen, wer der krankeste sei. Diesen müsse er verbrennen. Aus dem Pulver seines Leichnams könne er ein Pulver herstellen, dass alle anderen gesund mache. In kürzester Zeit wurden alle im Dorf wieder gesund..."
Noch nach über 600 Jahren hat der Meister des Schabernacks nichts von seiner Bedeutung als Paradebeispiel für wirksame Kritik eingebüßt. Ein neuer Till Eulenspiegel soll
kommen!
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