Das Projektgelände im Natur- und Kulturraum
Unser Projektgelände hat hinsichtlich seiner Lage im Natur- und Kulturraum des hinteren Taunus eine interessante Geschichte.
Heute gehört es zur Gemarkung der kleinen ehemals selbständigen Gemeinde Mauloff, welche Teil der Großgemeinde Weilrod ist.
Vorteilhaft gelegen
Unweit dieses 850 Jahre alten Dorfes kreuzten sich einst der alte keltische Höhenweg, der im Mittelalter zur „Rennstraße“ wurde (Verbindung Frankfurt – Limburg/Lahn und weiter ins Dillgebiet), und die alte Heerstraße, im Volksmund heute „Alte Straße“ genannt, die von der Wetterau kommend über das Usinger Becken und weiter nach Idstein führte. Im Mittelalter urkundlich erwähnt ist an jener Heerstraße ein "Saalhof". Da dieser in etwa 550 m Höhe auf dem „Kirrberg“ strategisch vorteilhaft gelegen war, könnte er vielleicht den Übergang in die Emsregion gesichert haben.
Besonderheiten im Tal des Kirrbergbaches
Das Tal des Kirrberg-Baches war also damals verkehrsgünstig gelegen, landwirtschaftlich allerdings nicht sehr ergiebig. Die Tonböden mit ihrem geringem Quarzsand-Anteil wurden von den Bauern durch natürliche Düngung mit Mist und Jauche als Ackerland verwertbar gemacht. In den Senken sammelte sich der sogenannte „Letsch“, schmierige graue Tonteilchen, die den Boden nahezu wasserundurchlässig machten. Wo auch nur eine dünne Schicht in der Erde unaufgebrochen verblieb, versumpfte und versauerte der Boden. Schichten von Roterde und Wiesentorf entstanden darüber. Es gediehen vorwiegend Binsen, Wollgras und Wiesenknöterich. Damit waren diese Böden nicht mehr für den Ackerbau nutzbar. Teilweise lagerten sich bis zu 70 cm dick hochmoorähnliche Ansammlungen von Pflanzenresten darüber.
Magere Böden als Wiesen genutzt
Denoch nutzten die Bauern diese mageren Böden noch als „Wiesen“, denen durch Entwässerung und gelegentliche Düngung mit Jauche noch ein Ertrag abgerungen wurde. Heu- und Grummeternte auf solchen Böden waren aber nur möglich, wenn die Bauern die Dränage-Gräben in Ordnung hielten und die Wiesen nach der Schneeschmelze in Handarbeit „putzten“, wobei abgefrorene Pflanzenreste abgerecht, Maulwurfshügel eingeebnet und Steine aufgesammelt werden mussten.
Jeder noch so kleine liegen gebliebene Rest Heu wurde durch das Nachrechen aufgesammelt, was den Boden ausmagerte sowie ein Verfilzen der Grasnarbe verhinderte. Dadurch konnten viele Blühpflanzen gedeihen, die heute in diesem Tal fast ausgestorben sind, wie Wiesenschlüsselblume, Knabenkraut, Kuckuckslichtnelke, echtes Labkraut und Herbstzeitlose.
Mehlbüsche helfen durch die Not
Später besserte sich zwar die Nahrungsversorgung, dennoch musste weiter gespart werden. Besonders in Notzeiten wurden sogar die Früchte der Mehlbeere getrocknet, zermahlen und zur Herstellung von Brot verwendet. Die "Mehlbüsche" nahe dem "Vogelkirschbäumchen" verschwanden später, wahrscheinlich wurden sie irgendwann gefällt. Aber noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die bäuerliche Wirtschaft in der Region so ärmlich, dass die Frauen der "Geißbauern" auf der Heide und im Wald mit der Sichel Grünfutter schnitten und in Kiepen nach Hause trugen. Das geschah während der Vegetationsperiode täglich. So dienten zu jener Zeit auch noch die Heideflächen, wie zum Beispiel die auf der "Dräser" und auf der "Brück", der Grundversorgung der Bevölkerung.
Die beiden genannten Landschaftsteile wurden allerdings dann in den 1930er Jahren vom Reichsarbeitsdienst gerodet, um neues Ackerland zu gewinnen.
Solche Veränderungen im Natur- und Kulturraum des Hintertaunus haben zu einer stark bedrohten Artenvielfalt von Flora und Fauna des Kirrberg-Tales geführt.